Rot-Weiß Erfurt |
Das Aufstiegsspiel in Erfurt wird von einer zweitligareifen Kulisse verfolgt, die dem Herzschlagfinale um den begehrten Regionalligaplatz eine ebenso zweitligareife Atmosphäre verleiht, so daß die Anhänger des gerade mal fünf Jahre alten Konkurrenten (Ja, 95 steht wirklich für 1995) aus Schönberg etwas blaß erscheinen. Nach dem 0:1 im Hinspiel steht der Klassenerhalt für die Rot-Weißen auf der Kippe und das Ergebnis gibt den dramtischen Verlauf vor allem der Schlußszene, in der Schönberg zwei Riesenchancen zum 2:3 ungenutzt läßt, nur unzureichend wieder. Am Ende jedoch ist alles eitel Sonnenschein aus Sicht der Thüringer, man feiert begeistert auf dem Rasen den Aufstieg und genießt es vor allem sichtlich, nicht eine Klasse tiefer spielen zu müssen als der verhaßte Thüringer Rivale aus Jena, der sich direkt für die Regionalliga hatte qualifizieren können. Im Endeffekt hätte man sich an der wirklich tollen Stimmung erfreuen und Erfurt den Sieg aus ganzem Herzen gönnen können, würde es nicht mal wieder die Einschränkung geben, die schon einige der hier vorhandenen Spielberichte verziert. Im Team von Schönberg stehen zwei schwarze Spieler, und was im Stadion los ist, wenn einer der beiden dem Ball nur nahe kommt, ist mehr als peinlich. Schwarze Spieler müssen den Eindruck haben, daß in Erfurt (wie auch in Braunschweig, Offenbach, Chemnitz und Geel, um noch ein paar der Übeltäter beim Namen zu nennen) ein großer Teil des Publikums Schwierigkeiten hat, sich zu artikulieren, und außer Uh! nicht viele Töne hervorbringen kann. Es ist zwar keine Mehrheit des Publikums, die so agiert, aber eine zahlenmäßig sehr starke Minderheit, die - sei es, weil es auch eine muskelmäßig sehr starke Minderheit ist oder weil sich das Restpublikum stumm solidarisiert - ohne Widerspruch agieren kann. Ich kann nur sagen, daß der Verein und die nichtrassistisch eingestellten Zuschauer bei dem ansonsten zumindest bei der genannten Partie wirklich nur positiv zu erwähnenden Club, es zulassen, daß einige Wenige das Ansehen der Stadt Erfurt, des Landes Thüringen und des FC Rot-Weiß insbesondere mit Füßen treten und daß das dumme Klischee vom ausländerfeindlichen Ostdeutschen im Steigerwaldstadion neue Nahrung erhält.
Der Ground selbst weiß vor allem durch die originelle Überdachung der Tribüne zu gefallen, die
anscheinend aus mit Drahtseilen auf eine Holzkonstruktion gespanntem Stoff besteht: |
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