07.06.2003 EM Qualifikation Island - Färöer 2:1
Reykjavik, Laugardalsvöllur, ca. 6038 Zuschauer
Aufstellung:
Tor:
Árni Gautur Arason
Verteidigung: Lárus Orri Sigurðsson, Guðni Bergsson, Hermann Hreiðarsson
Mittelfeld: Þórður Guðjónsson, Jóhannes Karl Guðjónsson, Rúnar Kristinsson, Arnar Þór Viðarsson, Indriði Sigurðsson
Sturm: Eiður Smári Guðjohnsen (Kapitän), Helgi Sigurðsson
Ersatz: Birkir Kristinsson, Ívar Ingimarsson, Brynjar Björn Gunnarsson,
Arnar Gretarsson (ab 75. min. für Indriði Sigurðsson), Tryggvi Guðmundsson (ab 75. min. für Helgi Sigurðsson), Arnar B. Gunnlaugsson, Marel Baldvinsson


Tore:
1:0 in der 51. min. durch Helgi Sigurðsson (Island)
1:1 in der min. durch Rógvi Jacobsen (Färöer)
2:1 in der 92. min. durch Tryggvi Guðmundsson (Island)


Karten:
1 Gelb Karte für Island (Jóhannes Karl Guðjónsson)
3 Gelbe Karten für Färöer (Jann Ingi Petersen, Jóhannis Joensen, Andrew av Flötum)

Spielbericht:


Nach einer langen Partynacht in Reykjavik gab es für uns gegen 12.00 Frühstück auf dem Reykjaviker Campingplatz. Der Platz liegt nur knapp 100 m Luftlinie vom Stadion entfernt und schon am früheren Morgen hatten wir den Geräuschen gelauscht. Die Nationalhymnen wurden mehrfach geprobt und erste Fans der Färöer stimmten sich ein. Gegen 15.00 gingen auch wir dann los zum Treffen mit Ansgar und Almut.
Nach einem kleinen Plausch betraten wir 15.30 ganz unspektakulär das Stadion und liefen gleich zum Feld wo sich unsere Jungs schon aufwärmten. Schnell ein paar Fotos machen und nach meinem Lieblingsspieler Ausschau halten! Allerdings habe ich Marel nicht sofort erkannt, denn an die kurzen Haare kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Nur die eingepflasterte Hand liess ihn mich einen Moment später erkennen… Er wärmte sich zusammen mit Arnar Gretarsson und Tryggvi Guðmundsson auf, natürlich wieder nur Auswechselspieler. Kurz vor Anpfiff ging es schnell noch zu den reichhaltigen Merchandiseständen, ein T-Shirt kaufen. Daneben gab es noch zahlreiche Fress- und Getränkebuden (am besten die Pizza, die direkt aus einer Pizzeria gebracht wurde!). Verhungern oder Verdursten tut man Island bei einem Spiel also keinesfalls.


Auf der Haupttribüne angekommen stellten wir fest, dass wir gute Plätze hatten und schön übers Feld gucken konnten, ohne dass die Spieler zu weit weg waren. Im Nieselregen wurden die Nationalhymnen live von 2 Sängern vorgetragen und die Färöer, die Isländer und das gesamte Publikum standen stolz da und freuten sich auf ein spannendes Spiel. Die Aufstellung wurde verlesen, leider so schnell, dass ich kaum alle Namen und Nummern mitbekommen konnte. Immerhin waren Þórður Guðjónsson (Bochum) und Helgi Sigurðsson (Lyn) von Anfang an dabei, und natürlich wie in allen bisherigen Spielen Rúnar Kristinsson (Lokeren), Arnar Viðarsson (Lokeren) und Eiður Guðjohnsen (Chelsea). Ich freute mich und hoffte auf einen Sieg.

Anpfiff. In der ersten Halbzeit haben unsere Isländer viele gute Chancen, aber sie treffen einfach nicht! Latte, Pfosten oder Millimeter am Tor vorbei – zum Leidwesen aller isländischen Fans. Schon in der 3. Minute gibt es die erste Gelbe Karte für die Färöer nach einem Foul an Þórður Guðjónsson. Rúnar Kristinsson strengt sich wirklich an, erzielt aber kaum eine Wirkung. Irgendwie will der Ball nicht Richtung färöisches Tor. Islands Topstürmer Eiður Guðjohnsen ist zudem leider überhaupt nicht in Form und somit keine Gefahr für den Torwart der Färöer. Sehr enttäuschend ist auch unsere Nummer 2, Indriði Sigurðsson (Lillestrøm), der selbst einfachste Bälle nicht bekommt und dem Spiel nur hinterherläuft. Ich sehe schon nach 15. min. meinen Lieblingen alle Felle davonschwimmen. So wird es nichts mit 3 Punkten! Die einzigen Lichtblicke in dem konfusen Haufen sind Þórður Gudjónsson (Bochum), der sich äusserst gut macht, neben fantastischer Spielübersicht auch noch ordentliche Bälle spielt und mehrfach Torchancen herausspielt, und Helgi Sigurðsson (Lyn), der durch seine Schnelligkeit besticht und das ganze Spiel vorwärts treibt. Gegen ihn geht sogar der sonst so vitale Arnar Viðarsson (Lokeren) unter. Die Färöer lassen sich nicht einschüchtern und sind ebenso willenstark und kampfbereit wie die Isländer – und vor allem konditionsstark. Nummer 8, Rógvi Jacobsen, ist überaus schnell und der färöische Spielmacher, zudem auch sehr attraktiv anzusehen…



Nach 45 Minuten ohne Tor dann der Pausenpfiff. Unsere Jungs trotten in die Kabine und wissen, dass sie zu viele Chancen leichtfertig verspielt haben. Fazit: Freistösse rausholen klappt bei den Isländern ziemlich gut, nur der Versuch auf einen Foulelfer von Eiður Guðjohnsen scheiterte. Ansonsten eine eher langweilige erste Halbzeit. Von meinemJungs hätte ich gegen die Färöer mehr erwartet. Stimmungsmässig sind die Färöer Fans sehr viel besser als die Isländer, knapp 500 angereiste Fans produzieren Lärm wie 2000 und feiern mit unzähligen Fahnen und viel Gesang ihr Team. Zwischenstand Deutschland-Schottland 1:1.

Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Und rund geht’s! In der 49. min. bekommt Eiður Guðjohnsen einen Strafstoss, haut ihn an die Latte. NEIN!!!! Helgi Sigurðsson steht bereit für den Nachschuss – TOOOOOR!!!!!!! Yiiihaaaaaa! 1:0 für meine Eisbären! Jetzt ist sind die isländischen Fans aufgewacht und singen „Áfram Island“. Hoffentlich lassen unsere Jungs nun nicht nach und ermöglichen den Färöern den Ausgleich. Doch es kommt wie ich befürchtet habe. Die Truppe schaltet einen Gang runter, beginnt zu trödeln und ungenau zu spielen, förmlich eine Einladung an die Färöer… In den isländischen Sturm gelangt so gut wie kein Ball mehr, während die Färöer laufstark und kampfbereit kontern. Die Bewohner der „Schafinseln“ haben eine (fast) perfekte Verteidigung, die den Isländern ab dem 16er keine Chance mehr lässt, der färöische Sturm hingegen braust fast ungehindert aufs Tor von Árnar Arason. Indriði Sigurðsson spielt immer noch eher schlecht als recht, sollte meiner Meinung nach ausgewechselt werden, ebenso Eiður Guðjohnsen. Für ihn könnte der neue Trainer Asgeir Sigurvinsson ruhig Marel bringen, der hat auch mal eine Chance verdient, und schlechter als Eidur wäre er heute auf keinen Fall!


In der 60. min. kommt dann das, was zu erwarten war: Nach einem Fehler bei den Isländern der Ausgleich für die Färöer durch Rógvi Jacobsen. Supertorjubel von ihm und Party bei den mitgereisten Fans, gedrückte Stimmung hingegen bei den Isländern.
In der 62. und 64. min wechselt der färöische Trainer dann aus, raus gehen Jann Ingi Petersen und Andrew av Flötum. Für sie kommen Julian Johnsson und Hjallgrim Elttør. Letzterer hat schon der deutschen Mannschaft Probleme bereitet und im Alleingang beinahe das 2:2 Ausgleichstor geschossen. Die nächsten 10 Minuten läuft alles wie zuvor. Island lahmt, die Färöer versuchen alles, um ein weiteres Tor zu erzielen. Marel steht am Rand und betrachtet das Spiel mit genau der gleichen Aufregung und Verzweiflung wie (inzwischen) fast alle Isländer auf der Tribüne. Er schreibt noch ein paar Autogramme, und macht sich dann zurück auf den Weg zur Bank, eingewechselt wird er heute sicher nicht mehr. Schade.

Irgendwann liegt Helgi Sigurðsson am Boden, steht nach einer Weile wieder, spielt weiter, scheint aber leicht verletzt zu sein. In der 75. min. entscheidet sich der isländische Trainer dann zu einem Doppelwechsel, Helgi Sigurðsson und Indriði Sigurðsson raus, Tryggvi Guðmundsson (Stabæk) und Arnar Gretarsson (Lokeren) rein. Ob das nun noch was nützt? Ich fange an zu bibbern und hoffe innigst, das Hjallgrim Elttør den Ball nicht bekommt, das wäre eine Katastrophe. Er ist so schnell, wendig und heissblütig, dass er garantiert das 2:1 für die Färöer schiessen würde. Ein, zweimal jedoch dürfen wir zittern und der Puls schnellt in die Höhe, als die Färöer in den letzten Minuten noch gute Torchancen haben. Der Abpfiff ist schon fast zu hören, und die Isländer haben sich immer noch nicht gefangen. Doch Tryggvi ist heiss wie selten und reisst das Spiel förmlich an sich, kann aber alleine auch kein weiteres Tor heraus schlagen. Die Zeit verrinnt, die Nervosität steigt.
85. min – 88. min. – 90. min. Kein Tor. Das war`s…

Nein, es gibt 4 Minuten Nachspielzeit wegen der vielen Verletzungspausen. Island gibt ein einziges Mal noch Vollgas, stürmt los. 93. min, Eiður Guðjohnsen kriegt den Ball, gibt ihn an Þórður Guðjónsson ab, der schiesst entschlossen Richtung Tor und Tryggvi steht so richtig wie noch nie in seinem Leben zuvor und köpft den Ball ins färöische Tor. 2:1!!!!! In der letzten Sekunde! Mehr Glück als Verstand, aber es ist ein gültiges Tor!!!!! Die Zuschauer hält nichts mehr auf den Sitzen, es wird gejubelt und sich umarmt. Unser Stabæk-Tryggvi lässt sich freudestrahlend feiern, rennt über den halben Platz und küsst sein Trikot. Jetzt sollte eigentlich Abpfiff sein, aber der Schiri denkt scheinbar anders und lässt spielen, spielen und spielen.. Die letzten 2 min. sind die pure Quälerei. Dann endlich der ersehnte Abpfiff. Ein Jubelorkan bricht los, Standing Ovations für unser Team und eine kleine Ehrenrunde von unseren Jungs für die Fans. Kanpp 95 Minuten Hochspannung und dann so ein glückliches Ende! Nun ist Island zwar immer noch Gruppenvierter, hat aber mit den 3 Punkten Lithauen bis auf 1 Punkt aufgeholt und hat beste Chancen, am Mittwoch in Kaunas auch zu gewinnen – wenn unsere Lieblinge nicht zu doll feiern…



Seelig laufen wir noch einmal zum Merchandisestand und kaufen uns ein Island-Trikot (endlich!!!) und machen uns danach zur Siegesfeier in die City auf.
Takk fyrir Ísland und Takk fyrir Tryggvi!




Áfram Ísland!

Maren