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71000 Zuschauer
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Das heutige Treffen zwischen dem FC Bayern München und dem BV Borussia Dortmund ist zwar formal
das Spitzenspiel des Samstags und wird zum exponiert späten Zeitpunkt um 18:30 Uhr ausgetragen,
faktisch geht es jedoch um nicht allzuviel. Während die Münchener bereits seit Wochen als alter
und neuer Deutscher Meister feststehen, ist Borussia Dortmund auf Platz zwei zu finden und muß
noch etwas um die direkte Qualifikation zur Champions League bangen, aber schlaflose Nächte
dürften bei der Borussia auch dann nicht drohen, sollte man die heutige Partie nicht gewinnen.
Was bleibt, ist ein prestigeträchtiges Spiel der beiden Clubs, die den deutschen Fußball in den
2010er-Jahren dominiert haben, und als Generalprobe wird es auch ein wenig verstanden, denn man
wird sich noch in Berlin zum DFB-Endspiel treffen - jedenfalls sind viele davon überzeugt, daß
das so sein wird, auch wenn die Halbfinalspiele noch ausstehen, bei denen der BVB am kommenden
Dienstag gegen den VfL Wolfsburg anzutreten hat und die Bayern einen Tag später den Zweitligisten 1. FC
Kaiserslautern empfangen werden.
Der FC Bayern versucht sein gewohntes Kurzpaßspiel aufzuziehen und sieht sich einer früh angreifenden
BVB-Mannschaft gegenüber, die über weite Strecken zunächst einmal das Durchkommen der Bayern verhindert
und sich selbst abwartend verhält. Das ändert sich in der 20. Minute, als der erste ernsthafte
Vorstoß der Borussen direkt die Führung bringt, die der beim Ausscheiden aus der Champions League
gegen Real Madrid etwas unglücklich agierende Henrik Mkhitaryan nach überlegtem Querpaß von Marco
Reus ungefährdet erzielt. Nach vier Minuten in der zweiten Hälfte geht es dann umgekehrt, denn
jetzt ist Mkhitaryan als Vorbereiter aktiv und schiebt das Leder zunächt auf Pierre-Emerick
Aubameyang, über den es dann mit Reus den Assistenten von Treffer eins erreicht, der das 2:0 erzielt.
Sieben Minuten später ist es dann Jonas Hofmann, der das Tor zum späteren 0:3-Endstand beisteuern
kann. In der Folge besinnen sich die Bayern auf ihre offensiven Qualitäten, aber mehr als ein paar
mittelgute Torchancen sowie ein Abseitstreffer von Mario Mandzukic kommen dabei nicht heraus, bevor es
schließlich in der Nachspielzeit eine andere Art von Höhepunkt gibt, bei dem sich Rafinha zu einer
Tätlichkeit gegen Mkhitaryan hinreißen läßt und dafür von Referee Felix Zwayer die rote Karte
zu sehen bekommt.
Auch auf den Rängen scheint sich die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, daß man heute ein besseres
Freundschaftsspiel abhält, auch wenn in dem Dialog zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern
(vertreten durch die Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Karl Hopfner) weniger von Freundschaft
die Rede gewesen war als von Zinsen, Heiligen und Lügenbaronen. Der BVB Anhang hält sich jedenfalls
bei angenehm sonnigem Wetter erst einmal zurück und lauscht den Gesängen der Südtribüne, in denen
minutenlang mit "Europapokalsieger FCB" und "Deutscher Fußballmeister" zum besten gegeben wird, was
in der Bayern-Szene identitätsstiftend ist. Nach den Toren für den BVB gibt es dann auch einmal den einen
oder anderen Gesang aus dem Gästeblock, der zumindest ab und an ein wenig in Erinnerung ruft,
auch noch da zu sein. Am Ende ist der Bayern-Anhang von der Höhe der Niederlage etwas genervt, und auf
BVB-Seite ist man entsprechend zufrieden, scheint die Partie aber über die Vereinsgrenzen hinweg
nicht allzu hoch zu hängen.
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