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Illichivets Mariupol |
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15.04.2006, Stadion Illichivets, Wischa Liga |
Die heutige Partie zwischen Illichivets Mariupol und Shakhtar Donezk ist nicht ohne Brisanz. Zum einen handelt es
sich für ukrainische Verhältnisse um ein Derby, denn es liegen nur hundert Kilometer zwischen der zumindest fußballerisch
bekanntesten Stadt der östlichen Ukraine und der südlich davon am Asowschen Meer, einem Nebenmeer des Schwarzen Meeres gelegenen Hafenstadt, in der Illichivets
zu Hause ist. 1994 wurde der Verein als FK Metallurg gegründet und bereits drei Jahre später schaffte man den Aufstieg in
die Eliteliga, in diesem Jahr könnte es sogar für einen UEFA-Cup-Platz reichen. Damit würden sich die "Bergarbeiter" aus Donezk (so die wörtliche übersetzung von Shakhtar) nicht zufrieden geben, die vielmehr nach dem Meistertitel streben. Dazu muß man heute unbedingt gewinnen, denn man hat schon jetzt drei Punkte Rückstand auf Dinamo Kiew, was angesichts der Tatsache, daß die Haupstädter noch kein Spiel verloren haben und auch bei Shakhtar gewinnen konnten, gar nicht so wenig ist.
Nach einer Phase des Abtastens erhöhen die Gäste nach einer Viertelstunde den Druck und es dauert nicht lange, bis die
Abwehr von Illichivets immer wieder ins Wanken gerät. Innerhalb von nur zehn Minuten gibt es gleich drei hochkarätige Chancen
für die Gäste, so daß deren Führungstor nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. In der 36. Minute ist es dann auch tatsächlich
so weit, auch wenn zunächst der Pfosten bereits zum zweiten Mal für Mariupol rettet - der zweite Versuch per Kopfball ist nicht mehr zu erreichen. Die Gäste sind jetzt um Klassen besser als Illichivets, auch wenn die Hausherren vier Minuten vor der Pause die erste eigene Chance herausarbeiten können. In der 56. Minute kommt es zum schmeichelhaften Auslgeich für Illichivets Mariupol, aber dieses Tor gibt den Gastgebern solchen Aufwind, daß man plötzlich das dominierende Team ist, zumal Shakhtar schon einen Gang zurück geschaltet hatte und Mühe hat, wieder seinen Rhythmus zu finden. Jetzt ergeben sich immer wieder gute Chancen für die Hausherren und zweimal fordert das Publikum lautstark Elfmeter. Den gibt es am Ende auch - aber auf der anderen Seite. Der Strafstoß ist sicherlich einer von der Sorte, die man geben kann, aber gerade angesichts der vergleichbaren ungeahndeten Szenen gegenüber stellt sich schon der Eindruck ein, daß der Schiedsrichter an der Entscheidung zugunsten des Favoriten nicht unwesentlich beteiligt ist, denn es ist dieser Strafstoß, der für das Siegtor zugunsten von Shakhtar sorgt.
Supportmäßig sind die Gäste deutlich überlegen, die das Spiel mit einem kleinen Intro mit Schwenkfahnen und Schalparade einleiten und
danach aus bis zu drei separaten Blöcken hinter dem Tor jeweils unabhängig von den anderen supporten. Würde man sich zusammentun, käme da vermutlich noch mehr bei raus, allerdings scheint es durchaus strukturelle Unterschiede zwischen den Fangruppen zu geben, die sich in einen mit Schals bestückten Teenager-Block, einen fast komplett in Vereinsfarben erschienenen Normalo-Block und einen offesichtlich eher "erlebnisorientierten" Block in Zivil unterteilt. Die Hausherren können mit so vielen Leuten meistenteils nicht mithalten, zumal es nur auf der Gegengeraden ein paar aktivere Leute gibt, die ein Blocktrikot um sich ausgebreitet haben. Richtig laut wird es allerdings auf Seiten der Hausherren, als die Partie im zweiten Abschnitt zu kippen scheint. Auffällig ist am heutigen Tag, daß wie schon am Vortag in Alchevsk ein großer Teil des Publikums - wenn nicht sogar eine Mehrheit - erst nach dem Anpfiff kommt und, daß die offizielle Angabe, die ein fast volles Haus bedeuten müßte, übertrieben scheint. Dabei ist es heute noch billiger - die Tickets werden für ein bis drei Hrivna verkauft und liegen somit im Bereich des Gegenwertes für eine Busfahrt (1,20 Hrivna) bis zu einem Fleischspieß vorm Stadion (3,30 Hrivna). So kann man 375 mal den billigsten Platz bei Illichivets kaufen, bevor man auf den Gegenwert der ca. 60 gekommen ist, die ein Ticket beim Chelsea FC in London kostet und das ist mit über 26 Spieljahren zu je 14 Partien mindestens ein halbes Fanleben!
Das Stadion Illichivets liegt direkt an der Ausfallstraße aus Mariupol Richtung Donezk und es kann vor allem mit seiner großen
Überdachung auf den Längseiten glänzen, die in der Mitte etwas erhöht sind und so ein wenig an die Gegentribüne des Racecourse Ground vom AFC Wrexham erinnern. Die Bestuhlung ist blockweise in Rot und Blau gehalten, wobei die Mitte der Gegenseite von einem Vereinszeichen der Hausherren geschmückt wird. Hinter beiden Toren gibt es weitere kleine Tribünen, wobei einer der Hintertorbereiche
den Gästefans vorbehalten bleibt. Die Anlage könnte zwar sicherlich etwas größer sein, denn ihre Ausmaße sind bei einer Kapazität von 12500 Zuschauern doch eher bescheiden. Andereseits dürfte das kein großes Problem sein, wenn nicht einmal eine Partie wie diese ausverkauft ist, ein Derby, in dem es für beide Kontrahenten um etwas geht. Eine Laufbahn ist auch vorhanden und die macht einen sehr guten Eindruck - vermutlich ist sie erst vor kurzem installiert oder zumindest erneuert worden.
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