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PAOK Saloniki |
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07.11.2004, Toumba, Katigoria A |
PAOK Saloniki läuft bereits jetzt Gefahr, zu einem der großen Verlierer der griechischen Fußballsaison zu
werden. In die Champions-League-Qualifikation gestartet, mußte man überraschend die Segel gegen Maccabi Tel
Aviv streichen, das Trostpflaster UEFA-Cup brachte die Schwarz-Weißen auch nicht viel weiter und man schied in
der ersten Runde beim niederländischen AZ Alkmaar aus. Dazu paßt sicherlich auch, daß es in der Meisterschaft
alles andere als rund läuft und man nimmt nach sechs Spieltagen nur den achten Platz ein und läuft Gefahr,
schon früh die erneute Qualifikation fürs internationale Geschäft zu vergeigen. Zwar sind es nur drei Punkte,
die auf einen UEFA-Cup-Platz fehlen, aber heute dürfen sich die Kicker aus Thessaloniki nicht viel erlauben,
zumal der Gegner von Liga-Neuling Ergotelis noch ohne jeden Sieg dasteht und mit gerade mal zwei errungenen
Punkten den letzten Tabellenplatz einnimmt. So sieht es zu Beginn der Spielzeit ganz so aus, als sollten die
Kicker aus Heraklion nach einer Spielzeit wieder absteigen und damit O. F. I. wieder zum einzigen Vertreter
Kretas in der Eliteliga machen.
PAOK vergibt bereits in der Anfangsphase eine klare Torchance nach Alleingang, hat aber im weiteren Verlauf
der Partie Schwierigkeiten, das Geschehen unter Kontrolle zu bekommen. In der 18. Spielminute wiederholt sich
die Alleingangszene samt Ergebnis und langsam fragt man sich, ob die Fußballphrase von den sich rächenden
vergebenen Torchancen mal wieder zu ihrem Recht kommen wird, zumal das sehr defensiv eingestellte Ergotelis
durchaus gewillt scheint, bei jeder Gelegenheit mit schnellen Kontern vorzustoßen, und dabei immer wieder den
agilen nigerianischen Mittelstürmer Ogunsoto in Szene setzt. In der 40. Minute mehren sich die schlechten Vorzeichen
für die Hausherren, als Paraskevas Andralas die Nerven verliert und einen Gegenspieler bei ruhendem Spiel umstößt,
was letzterer für eine Showeinlage nutzt, die prompt zu einer roten Karte für Andralas führt. Im zweiten Abschnitt
tut sich PAOK tatsächlich noch schwerer und nach 70 Minuten ist es dann so weit, daß einer der Konter der Gäste zum
0:1 führt, das von Ogunsoto per Kopfball erzielt wird. Zehn Minuten später ist es wieder der Nigerianer, der einen
2:1-Durchbruch der Gäste abschließt und somit für die Vorentscheidung sorgt. Unmittelbar danach könnten die Gäste
sogar noch einen Treffer besorgen, ein Heber streicht jedoch knapp am Pfosten vorbei, aber PAOK hat ohnehin nicht
mehr die Energie, noch mal ins Spiel zurückzukommen.
Es gibt kein besonderes Intro, als die Spieler zur Vereinshymne von PAOK einlaufen, nur ein paar Fans, die sich hinter
einem Tor um ein Banner mit Aufschrift NEATIOLIN BELLOS in griechischen Buchstaben und einem Vereinszeichen geschart haben,
sorgen für etwas Support. Dort wird auch in der Folge weitergesungen, während auf der Haupttribüne ebenfalls eine Handvoll
Fans mit Sprechchören beginnen, die mit der Hintertorgruppe nicht koordiniert werden. Gästefans sind währenddessen nicht zu
erkennen und auch bei den Toren wird später nichts von Anhängern des Teams aus Kreta zu sehen sein. Ein Großteil der Sprechchöre
beschäftigt sich übrigens nicht mit dem Support des Heimteams, sondern mit Schmähungen gegen den ungeliebten Präsidenten, der für die Misere verantwortlich gemacht wird und so wird auch häufig Richtung Ehrenloge auf der Haupttribüne gesungen und nicht in Richtung auf das Spielfeld. Nach der roten Karte wechselt das Feindbild erst mal und man pfeift bis zur Halbzeit die Aktionen von Ergotelis aus, insbesondere des Spielers, der die rote Karte provoziert hat. Als die Spieler in die Pause gehen, fliegen dann auch einige Feuerzeuge, aber zum einen gibt es einen Spielertunnel mit Wurfschutz und zum anderen beruhigen sich die Gemüter dann auch während der Unterbrechung. Dafür geht es dann nach den Toren noch mal hoch her, dann aber wieder eindeutig gegen den Präsidenten. Ein guter Teil der Fans in den Kurven hängt jetzt am Zaun Richtung Haupttribüne und singt Richtung Ehrenloge und auch die Leute auf der Haupttribüne beteiligen sich an den Protesten. Auch das Team scheint nicht viel Kredit bei den Fans zu haben, denn der Treffer zum 0:2 wird ebenfalls wie der Abpfiff mit Hohngelächter und ironischem Applaus quittiert.
Von außen macht das nach dem Stadtteil, in dem es zu finden ist, benannte Stadion Toumba teilweise den Eindruck einer ziemlichen
Bruchbude, den man allerdings beim Betreten der Anlage zumindest teilweise revidieren muß. Zum einen hat das Stadion eine überdachte Hauptribüne zu bieten, die abwechselnd mit Sitzen in Schwarz und Weiß ausgestattet ist und dazu kommen nicht überdachte Hintertor- und Gegentribünen, bei denen die Sitze ebenfalls in den Vereinsfarben gehalten sind, allerdings in größerer jeweils einfarbiger Blockung und im Falle der Gegengeraden auch mit der Abbildung eines schwarzen Doppeladlers, also des Vereinszeichens, auf weißem Grund. In einer Kurve ist eine heute nicht betriebene Anzeigetafel untergebracht und ansonsten ist die Anlage eher konservativ gehalten, so verfügt sie über eine Laufbahn und über eine Flutlichtanlage, deren Strahler an vier Masten untergebracht sind. Insgesamt kann das Stadion Toumba durchaus gefallen, wobei der Reiz des Grounds sicherlich gerade darin besteht, daß er eben kein perfekt cleaner Standardbau ist, sondern daß in ihm Alt und Neu eine solide Mischung bilden, so daß Komfort nicht zu kurz kommt, man aber dennoch ein echtes Fußballstadion mit Charakter vor sich hat.
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