Toronto FC vs. Colorado Rapids 3:1
20600 Zuschauer
Der Toronto FC wurde 2006 gegründet und nimmt seit 2007 an der Major League Soccer teil, die so von einer rein US-amerikanischen zu einer landesübergreifenden Liga wurde. Der Name "FC" wurde in einer Abstimmung unter den Fans gefunden und steht natürlich nicht für Football Club, denn das Team ist wie im amerikanischen Profisport üblich ein Privatunternehmen und wird von der MLSE (Maple Leaf Sports & Entertainment Ltd) geführt, die den Sport in der kanadischen Großstadt fest in der Hand hält, gehören ihr doch neben dem FC und der ungleich populäreren Eishockeyfranchise Maple Leafs (NHL) sowie deren Farmteam Marilies (AHL) auch noch die Basketballer von den Toronto Raptors. Im ersten Jahr kam der Toronto FC über den letzten Platz in der Eastern Conference der MLS nicht hinaus (6 Siege, 7 Remis, 17 Niederlagen), aber in der laufenden Spielzeit steht man nach acht Spielen mit Kontakt zur Tabellenspitze da. Heute hat man mit den Colorado Rapids die Tabellenführer der Western Conference zu Gast, die 1995 zu den Gründern der MLS gehörten, aber noch keinen größeren Titel erringen konnten. 1997 stand Colorado immerhin im Endspiel der Liga, unterlag aber gegen den DC United, und zwei Jahre später hatte man den amerikanischen Pokal US Open Cup so gut wie in den Händen, doch verlor als einziges MSL-Team seit der Gründung der Liga das Endspiel gegen einen USL-Vertreter in Form der Rochester Raging Rhinos.
Besonders im heimischen Stadion ist der Toronto FC in der aktuellen Spielzeit eine Macht, kann man doch im BMO-Field eine Bilanz von vier Siegen und zwei Unentschieden vorweisen, und unter Berücksichtigung der Vorsaison ist man sogar schon seit acht Heimspielen ohne Niederlage. Das bekommen heute auch die Kicker aus Denver zu spüren, denn der FC ist deutlich überlegen und kommt schnell zu ersten Torchancen, wie einen Kopfball, der nach zehn Minuten knapp das Tor der Gäste verfehlt, und einen schnellen Spielzug, bei dem ein Abschlag im Mittelfeld verlängert wird und der folgende Schlenzer vom Strafraum für Colorado-Goalie Preston Burpo unerreichbar ist, aber das Tor knapp verfehlt. In der 37. Minute fällt endlich das inzwischen überfällige Tor für die Gastgeber, als eine zu kurze Kopfballabwehr von Stephen Keel bei Danny Dicchio landet und der das Leder von der Strafraumgrenze in die Maschen hämmert. Die Führung von Toronto geht zur Halbzeit also völlig in Ordnung und auch im zweiten Abschnitt bleiben die Kanadier überlegen, auch wenn man Colorado jetzt mehr Raum gibt. Rohan Rickets sorgt mit Treffern in der 58. und 67. Minute für die Vorentscheidung, und ein Tor für die Rapids nach 80 Minuten durch Christian Gomez kann das Moment der Partie nicht mehr drehen, so daß es beim 3:1 für Toronto bleibt.
Auf der Hintertortribüne sowie dem angrenzenden Bereich der Gegenseite finden sich die aktiven Anhänger des Toronto FC ein, während es keinen sichtbaren Anhang aus Denver gibt - immerhin gut 2500 Kilometer entfernt, so daß der Trip ohnehin fast nur per Flugzeug möglich gewesen wäre. Die TFC-Fans geben jedenfalls ihr Bestes und präsentieren mit Schwenkfahnen zum Intro, Schalparaden, etwas Rauch und ständigen Sprechchören eine echte Fußball-Atmosphäre. Auch das in der MLS verbreitete Werfen von Papierrollen ist zu beobachten, was hier derartige Ausmaße annimmt, daß es zwischendurch eine Durchsage gibt, daß die Rollen prinzipiell geworfen werden dürften, aber doch bitte nicht direkt auf gegnerische Spieler oder so, daß das zu einer Spielverzögerung führen kann. Von einem Hexenkessel zu sprechen, wäre am heutigen Tag sicherlich übertrieben, aber die Toronto-Fans liefern auf jeden Fall einen soliden Support ab, der sich auch international sehen lassen könnte.
Das BMO-Field wurde im April 2007 fertiggestellt und ist das größte reine Fußballstadion Kanadas, wobei hier auch Footballspiele ausgetragen werden. Nutzer sind auch die kanadischen Fußballnationalmannschaften der Männer und Frauen - dann wird vom National Soccer Stadium gesprochen, doch damit die gleiche Anlage bezeichnet. Es wurde auch eigentlich für einen internationalen Wettbewerb erbaut, der U20-Weltmeisterschaft 2007, und kam dem Toronto FC für seine MLS-Bewerbung gerade gelegen. Hinter einem Tor gibt es einen Biergarten (aus dem man kurioserweise bis zur 65. Minute alkoholische Getränke in den Rest des Stadions mitnehmen darf, danach aber nicht mehr) und die anderen drei Seiten sind mit Tribünen ausgebaut, die mit roten und weißen sowie ein paar grauen Sitzen ausgestattet sind, was auf der Gegenseite ein Ahornblatt ergibt, auf der Haupttribüne den Schriftzug Toronto und hinter dem Tor den Schriftzug BMO. Echtes Toronto-Feeling bekommt man in der mit einer Kunstrasenfläche ausgestatteten Anlage vor allem auf der Haupttribüne, wenn man über die Gegenseite hinweig die Skyline der Metropole sehen kann - u. a. mit dem weltberühmten Toronto-Tower, dem bei der Erbauung höchsten (und inzwischen auf den zweiten Platz zurückgefallenen) Turm der Welt.