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Zamora CF |
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FutbolMe Marca El Mundo Deportivo kicker.de |
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19.06.2005, Estadio Ruta de la Plata, Promoción a Segunda A |
Aufstiegsregelungen könnten zu einfach sein, aber manchmal ist eben alles anders. Das gilt auch für die Regelung,
um aus der Segunda División B Spaniens in die Segunda División A aufzusteigen. Dafür, daß man bei vier Staffeln und
ebensovielen Aufsteigern nicht einfach die Meister zu Aufsteigern macht, sondern vielmehr Gruppen aus jeweils einem
Staffelersten bis -vierten bildet, die in Halbfinale und Finale den Aufstieg ausspielen, kann es einige Gründe geben. So
könnte das dazu dienen, Unterschiede in der Qualität der Staffeln auszugleichen oder auch dazu, die Spannung dort zu erhalten,
wo der Staffelmeister vorzeitig feststeht, und letztendlich beschert die Regelung so ja auch einigen Teams zusätzliche Einnahmen.
Die heutige Partie zeigt jedenfalls, daß die Vorplazierung der Teams nicht unbedingt eine Rolle spielen muß, denn sowohl Zamora
als auch Castellón konnten sich als jeweiliger Staffelvierter so gerade eben für die Aufstiegsrunde qualifizieren, während die Teams
ihrer Staffelmeister Ponferradina und Alicante bereits beim Gruppengolfen sind.
Nach etwas Abtasten in der Anfangsphase kommt es nach 13 Minuten zum ersten Warnschuß durch die Gastgeber, als ein Fernschuß aus
gut 20 Metern Entfernung an die Latte des etwas weit vor seinem Tor postierten Torhüters von Castellón landet. Nur zwei Minuten
später beweist Castellón mit einem Freistoß, der nur mühsam per Faustabwehr entschärft wird, daß man ebenfalls gewillt ist, Tore zu
schießen und in der Folge bleiben die Gäste das bessere Team. Nach 21 Minuten heißt es dann auch 0:1, als ein Flachschuß von halbrechts
den Weg in das Tor Zamoras findet. In der 2. Hälfte intensiviert der Zamora CF seine Bemühungen, aber vor allem durch das wenig variantenreiche Spiel - meist versucht man es mit Angriffen über die linke Seite und hohen Flanken vor's Tor - ist man einfach zu leicht auszurechnen. Richtig gefährlich wird es meistens nur bei Standards und ein solcher führt nach 71 Minuten auch zum Ausgleich, wobei der Schiedsrichter eine Schlüsselrolle spielt, denn es ist eine haarscharfe Entscheidung zwischen Ball berührt und Foul, als der Unparteiischer auf den Punkt zeigt und den vermeintlichen oder tatsächlichen Übeltäter des Feldes verweist. In der fünfminütigen Nachspielzeit kommt es schließlich sogar noch zum Siegtreffer für die Hausherren, der vielleicht den Spielverlauf nicht hundertprozentig widergibt, aber Zamora jetzt mit allen Chancen zum Mittelmeer reisen läßt, auch wenn es dort sicherlich noch einen heißen Tanz mit offenem Ausgang geben wird...
Um 21 Uhr soll die Partie anfangen, aber schon Stunden vorher ist klar, daß es heute eine für spanische Verhältnisse beträchtliche Zahl
von Gästefans beim Spiel geben wird, denn zahlreiche Grüppchen aus dem immerhin gut 550 Kilometer entfernt zwischen Valencia und Barcelona gelgenen Castellón de la Plana streifen bereits durch die Innenstadt, wo sie an ihren schwarzweißen Schals und Trikots gut zu erkennen sind. Aber auch die Hausherren werden über Support verfügen - soviel steht fest - denn am Stadion und in der Stadt sind auch schon Gruppen von Heimfans zu sehen, die sich - besonders am Ground - bereits das eine oder andere Sangesduell mit den Gästen liefern. Zum Spiel hin wird das natürlich intensiviert und am Ende zeigt sich, daß sicherlich über 500 Gästefans gekommen sind und der Rest des Stadions geschlossen hinter den Hausherren steht. Bis zum Anpfiff machen sich beide Seiten schon mal mit Singen und Hüpfen warm, dann gibt es ein Intro, das bei den Gästen optisch im wesentlichen mit Schwenkfahnen und Transparenten im vereinseigenen Scharz-Weiß oder dem Rot-Gelb der Region Kastilien gestaltet wird, während man bei den Zamora-Fans neben dem Werfen von Konfetti und Papierrollen auch eine kleine Choreographie aus Plastikfahnen in den Vereinsfarben Rot und Grün abliefert. Danach gibt es auf beiden Seiten einen kontinuierlichen Support mit Sprechchor und Getrommel, wobei bei den Hausherren besonders im zweiten Abschnitt, als Zamora auf den Ausgleich drängt, teilweise das ganze Stadion mitmacht und so für eine gute Lautstärke sorgt. Insgesamt ergibt sich so ein Support, der nicht nur für spanische Verhältnisse herausragend ist, sondern in den meisten anderen Ländern Europas als zumindest überdurchschnittlich durchgehen könnte.
Das Estadio Ruta de la Plata ist an der Straße von Zamora Richtung Salamanca etwas außerhalb der Innenstadt zu finden und sieht mit
seiner umschlossenen Bauweise und dem nur sanft ansteigenden Holzdach von außen auf den ersten Blick eher wie ein großer Häuserblock
mit Innenhof aus als wie ein Fußballstadion. Auffällig ist allerdings bereits in der Außenansicht die Flutlichtanlage, die auf einer Stangenkonstruktion parallel zu den Dächern der Längsseiten angebracht ist und auf den zweiten Blick erkennt man auch, daß das beschriebene Holzdach ein wenig oberhalb des Gebäudeniveaus schwebt und, wie man später im Inneren des Stadions erkennt, auf V-förmigen Holzträgern aufliegt. Bei näherer Betrachtung fallen dann auch noch die zahlreichen Treppen auf, durch die man die jeweiligen Tribünen auf etwa halber Höhe betritt und danach bietet sich dem Zuschauer das Bild einer kompakten kleinen Anlage, die mit ihren Sitzen in Rot, Grün und Weiß - auf einer Tribüne ist die Aufschrift Zamora zu lesen - durchaus gefallen kann und durch die Konstruktion als reines Fußballstadion mit eng ans Spielfeld gesetzten Tribünen die Voraussetzung für eine gute Atmosphäre liefert. Der Gästeblock ist in der Hälfte einer Hintertorseite integriert und das einzige, was wohl vielen Fußballfreunden in der Anlage
fehlen wird, dürften Stehplätze sein, aber die Zeit der Stehplätze scheint in den höheren Ligen Europas ihrem Ende zuzugehen und faktisch ist Deutschland eines der wenigen Länder, in dem von Fans, aber auch Vereinen noch etwas gegen diese Entwicklung getan wird. Unmittelbar hinter der Gegenseite sind - natürlich außerhalb des eigentlich Stadions - übrigens noch zwei Nebenplätze zu finden und der Rest des um die Anlage herum reichlich vorhandenen Platzes wird unter anderem für einen größeren Parkplatz genutzt, der für alle zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung steht.
Info
Interessant ist übrigens auch der Name des Stadions Ruta de la Plata - "Silberweg" - bzw dessen Ursprung.
Der Silberweg ist eine traditionelle
Nord-Süd-Verbindung in Spanien, die von der andalusischen Küste über Zamora ins nordspanische Kantabrien führt und bei Gijon
an den Atlantik kommt. Dieser Weg folgt einer natürlichen Passage, die schon seit prähistorischen Zeiten von Wildtieren und Menschen genutzt und vor nicht weniger als 2000 Jahren von den Römern ausgebaut wurde. Heute wird die Ruta de la Plata auch teilweise in einer leicht abgewandelten Variante präsentiert, in der sie als Pilgerweg zwischen Zamora und León nach Westen verschwenkt und den Wanderer zusammen mit dem als auch Jakobsweg bekannten Via Francés, der aus dem Baskenland kommt, weiter nach Santiago de Compostela ans Grab des heiligen Jakob bringt. Der heutige Name - Ruta de la Plata / Silberweg - ist übrigens vermutlich durch eine Lautverschiebung entstanden, wobei es sowohl die Variante gibt, daß er aus dem Römischen kommt und ursprünglich Via Lata (breite Straße) lautete, aber auch die, daß er dem Arabischen entlehnt ist und es ursprünglich Ruta Bal'latta - befestigte Straße - hieß. Heute wird im wesentlichen
die Nationalstraße N630 mit der Ruta de la Plata gleichgesetzt, der eigentliche Silberweg scheint aber parallel zu dieser Straße zu verlaufen und nur noch schwer zu finden zu sein. Weitere Infos zur Ruta de la Plata findet man beispielsweise hier, hier und hier.
Info
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