Vier Tage in Westafrika - ein Reisebericht aus dem Senegal und Gambia

Vier Tage in Westafrika - ein Reisebericht aus dem Senegal und Gambia

Diary of some Groundhopping
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Teil 2

Die Vorgeschichte

Die wenigsten Reiseberichte aus Westafrika dürften Staatennamen wie Aserbaidschan oder Armenien enthalten und doch spielen die beiden Kaukasusnationen beim Zustandekommen des hier beschriebenen Senegalesischer Fußballverband Kurztrips eine entscheidende Rolle. Zunächst nämlich sollte es ans kaspische Meer gehen und die Auslosung der UEFA genutzt werden, die die beiden verfeindeten Nachbarn nicht nur in eine Qualifikationsgruppe zur Europameisterschaft 2008 geführt hat, sondern die beiden Partien innerhalb weniger Tage angesetzt hatte. Im Juli jedoch wurde klar, daß es die Spiele nicht geben würde, denn man konnte sich nicht auf Spielorte einigen. Folge war die Absetzung beider Kicks durch die UEFA und die daraus folgende Umplanung der Tour, so wie auch die aserbaidschanische Forderung, auf neutralem Boden zu spielen, kaum zu einem Besuch der Länder geführt hätte. Glücklicherweise wurde die Absage vor einer eventuellen Flugbuchung in oder Visabeantragung für die Region bekannt und so konnte man sich ohne finanzielle Schäden davonzutragen auf die Suche nach Alternativen machen. Dabei kam man schließlich unter anderen Optionen auf die Partie Senegal gegen Burkina Faso, zu der es recht passend Flüge mit der portugiesischen TAP Air geben sollt, die Freitags morgens in der senegalesischen Hauptstadt Dakar eintreffen und in der Nacht zu Dienstag zurück gehen würden. Zum einen kamen die mit 608 € vergleichweise günstig, zum anderen war der Spieltermin - ob Freitag, Samstag oder Sonntag - davon auf jeden Fall abgedeckt und drittens kam noch eine Hoffnung hinzu, denn im etwa 300 Kilometer von Dakar entfernten Banjul sollte noch die Partie Gambia gegen Algerien stattfinden - mit etwas Glück an einem anderen Tag als der Kick in Dakar.

Letzte Planung

Der Afrikanische Fußballverband CAF erwies sich als unwissend kooperativ und setzte die Spiele für Hotel Oceanic - Zimmer kurz vor der Abreise den Samstag und den Sonntag an - inzwischen hatte man auch ein Hotel gebucht, wobei die einschlägigen Online-Portale mit Preisen von 80 € aufwärts für ein Doppelzimmer etwas hoch lagen und man schließlich mit Hilfe des Reisführers Lonely Planet dem zentral gelegenen Hotel Océanic den Zuschlag gab, wo man sich über weniger als halb so hohe Kosten freuen durfte. Erste Planungen der Reise ergaben die bislang nicht weiter wahrgenommene Tatsache, daß die Hauptstädte Senegals und des völlig davon umschlossenen Gambias nicht nur eine Wegstrecke von gut 300 Kilometern trennt, sondern auch die Mündung des Flusses, der Gambia seinen Namen gibt, die per Fähre zu überwinden ist. Da keine Flüge zwischen Dakar und Banjul im Netz gefunden wurden - jedenfalls keine buchbaren - wurde die Klärung der Frage, wie der Übergang zu bewähltigen ist, verschoben und sollte vor Ort stattfinden - immerhin hatte man den ganzen Freitag und Samstag vormittag Zeit, etwas dafür zu organisieren. Dafür fand sich mit dem "Bamberger" ein weiterer Mitfahrer, der aus Kostengründen - die TAP-Flüge hatten sich nicht so positiv entwickelt - mit Royal Air Maroc über Casablanca flog und zwei Stunden eher in Dakar eintreffen sollte.

Jetzt geht's los!

Ein dreistündiger Transferflug nach Lissabon, ein paar Stunden Aufenthalt in der Hauptstadt Portugals und von Kathedrale dort aus vier weitere Flugstunden kommmt man am Freitag morgen um 1:35 leicht verspätet in Dakar an, um noch vor der Paßkontrolle auf den so geschickt stärker verspäteten Bamberger zu treffen, daß man nahezu gleichzeitig angekommen ist. Hinter der Paßkontrolle, die erfreulich schnell vonstatten geht, folgt erst mal das Durchleuchten der Gepäckstücke (beim Aussteigen aus dem Flugzeug?), ein kurzes Interview des Mitfahrers durch die Polizei, die dessen Fotoapparat erspäht hat und wissen will, ob er privat oder beruflich fotografieren wolle (bei einer - wenn auch besseren- Pocketkamera?) und die Erkenntnis, das der versprochene Autotransfer offensichtlich nicht vom Hotel arrangiert wurde. Daraufhin geht es zum Taxistand, wo man das erste Angebot von 20 € (Nachttarif!) zumindest um 50 % runterhandeln kann, und von dort zum Hotel Océanic, wo immerhin die gebuchten Zimmer bereitstehen und sich als recht gemütlich und komfortabel erweisen, wobei auch das Hotel selbst mit offenem Innenhof, in dem das Restaurant zu finden ist, gefallen kann. Nicht gerade unwillkommen ist die Sichtung des Gebäudes des senegalesischen Fußballverbands, das auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt passiert wird und sich durch ein beleuchtetes Schild zu erkennen gibt.

Die Pflicht ruft!

Am nächsten Morgen ruft erst mal die Pflicht. Zum Fußballverband soll es gehen - den hat man ja wie Markthalle beschrieben immerhin bereits erspäht - und dann zum Flughafen, wo zunächst die Frage des Zugangs zum Stadion für den morgigen und dann die der Reise nach Banjul für den darauffolgenden Tag zu klären ist. Danach soll es noch etwas Sightseeing geben - ob ein Rundgang durch Dakar oder die Überfahrt zur kulturell wertvollen Insel Goree, soll von der Tagesform entschieden werden. Die Ticketfrage erweist sich als erfreulich unkompliziert, denn beim Fußballverband fällt der Blick sofort auf den Verkaufsschalter, wo man Tickets für 1000 bis 5000 XOF (ungefähr 1,50 bis 7,50 €) erwerben kann, wenn man sich nicht für einen VIP hält, der das zehnfache des höheren Preises zu berappen hätte. Die 5000er-Tickets ist man sich dann schon wert und mit denen bewaffnet geht es zum Flughafen, um Teil zwei der Pflicht zu erfüllen.

Reiseplanung on the Run


Eine Erkenntnis der Fahrt zum Flughafen ist, daß die Taxifahrt aus Dakar raus deutlich billiger ist als Chambre de Commerce vom Flughafen in die Stadt und nach etwas Verhandeln in den zwei Episoden nur auf gut 4000 XOF kommt. Die nächste wird, daß Air Sénégal International passende Flüge hätte (Sonntag morgen hin und Montag gegen Abend zurück), die aber ausgebucht sind - so hatte das von zu Hause aus im Internet auch bereits ausgesehen -, daß es aber noch eine Privatairline namens Slokair gäbe, die die Strecke flöge, und Dank des 'uneigennützigen' Helfer, der sich als Elhadji vorstellt, wird das ein paar Kilometer vom Flughafen entfernte Büro der Linie sogar gefunden und gleichzeit erfährt man eine wirklich nützliche Information, daß man nämlich die Taxi-Mafia am Flughafen umgehen kann, wenn man aus dem Terminal nicht nach links zum offiziellen Stand geht, sondern geradeaus über eine Tankstelle zur Schnellstraße und direkt dort ein Taxi stoppt. Weniger erfreulich ist die Tatsache, daß es bei der Slokair keine zum Termin passende Verbindung gibt - womit 'in der Luft' gestrichen ist und der Transport 'zu Lande und zu Wasser' zu erfolgen hat. Elhadji hat auch sofort eine Idee, er könne ein Auto mit Fahrer vermitteln, der vor Ort übernachten würde - Kostenpunkt 600 $.

Das geht auch billiger!


Ein Auto mit Fahrer, von dem man am Hotel abgeholt wird - so soll der Übergang angsicht der etwas Eingang des Regierungspalasts knapp scheinenden Zeit tatsächlich erfolgen - und immerhin hat man dafür schonmal ein Angebot in der Tasche nebst Elhadjis Telefonnummer - umgekehrt allerdings auch, denn beim Probeanruf hat man vergessen, die Nummernübermittlung auszuschalten. Aber geht das nicht auch billiger? Auf Nachfrage an der Hotelrezeption erfährt man, daß ein paar Meter weg eine Mietwagenfirma sei, die Autos auch mit Chauffeur anbiete und dort kommt man auf ein Angebot, das tatsächlich gerade mal bei etwa der Hälfte liegt, nachdem man mit Händen, Füßen, ein paar eigenen Brocken Französisch und ein paar Brocken Englisch bei den Mietwagenleuten endlich klar gemacht hat, was man will. Auf knapp unter 300 € würde man wohl kommen - vorausgesetzt, die Strecke von 300 km ist realistisch, denn der Großteil entfällt auf die mit 150 XOF angesetzte Kilometerpauschale, für den Fahrer sind gerade mal 10000 XOF pro Tag aufzubringen und die Kosten für den Fährtransport des Autos will man sich sparen, indem Fahrer und Auto auf der anderen Seite der Fähre in Barra warten sollen. Damit ist Elhadji aus dem Geschäft, auch wenn er sich noch mehrmals per SMS meldet und zunächst mit seinem Angebot auf 500 $ runtergeht und auf die - etwas übertriebene Antwort -, man habe einen Fahrer gefunden, der die Strecke für 200 € machen wolle "It's 4x4 - you relax!" antwortet, ohne damit zu punkten.

Die Kür ruft!


Damit hat man sich erst mal ein Getränk verdient - Café au lait für die einen, einheimisches Brunnen Flag-Bier für den anderen und danach geht es auf Sightseeing-Tour, wobei erstmal die Innenstadt erkundet werden soll und man die Insel auf den Vormittag vorm Spiel vertagt. Dakar erweist sich als gar nicht mal so übel, auch wenn es Seitenstraßen gibt, die man eher in einem Dorf als einer Haupstadt erwarten würde und auch das Hotel an einer Straße liegt, auf der es mehr Unebenheiten als Pflaster gibt. So einiges gibt es aber auch zu sehen, zum Beispiel der verzierte Eingang zu einer Markthalle wenige Meter vom Hotel entfernt, die etwas kolonial anmutende Chambre de Commerce, der Regierungspalast, den man auf Nachfrage beim Wachsoldaten auch fotografieren darf, die La Vierge Marie Mere de Jesus le Savieur Kathedrale und immer wieder hübsch mit Statuen oder Brunnen verzierte Kreisverkehre. Die laut Reisführer in Dakar zu erwartende Belästigung von Verkäufern und Bettlern dagegen hält sich in engen Grenzen und fällt nur selten wirklich zur Last, wobei man sich auch klar machen muß, daß vielen Leute halt nichts anderes übrig bleibt, um ihr Überleben zu fristen. Nach einem Abendessen in einem Lonely-Planet-emfpfohlenen Restaurant mit lokalen Spezialitäten läßt man den Abend bei weiteren alkoholhaltigen Kalt- und koffeinhaltigen Heißgetränken in der Hotelbar ausklingen - der Folgetag soll dem Insel- und Groundhopping dienen.

Brunnen - Detail

Brunnen - Detail

Info

Die Bilder in diesem Bericht sind aus Platzgründen nicht in den Absätzen zu finden, zu denen sie inhaltlich passen. Bei vielen Browsern sollte eine kleine Erklärung in einem Kasten angezeigt werden, wenn man mit dem Mauszeiger auf ein Bild geht, aber z. B. bei Firefox funktioniert das aus irgendeinem Grund nicht. Dann sollte es klappen, wenn man das Bild mit der rechten Maustaste anklickt und dann "Eigenschaften" oder ähnliches auswählt und den sogenannten "Alternativtext" beachtet.

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Brunnen - Detail

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